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AutorenbildRenate Straub

G wie Garlsruhe - Die Karlsruher Münze (Teil 2)

Mit Einführung der Mark (auch Goldmark genannt, weil die Deckung der Währung über Goldreserven erfolgte) nach Gründung des Kaiserreiches wurden an die einzelnen Münzprägestätten Buchstaben vergeben, die diese auf die dort hergestellten Münzen quasi als Erkennungszeichen prägten. Jeder Münzsammler kennt die Buchstaben, die sich bis heute auf der Bildseite (Eichblatt, Brandenburger Tor, Adler) der deutschen Euromünzen finden (allerdings sehr winzig - nehmen Sie eine Lupe zur Hilfe). A = Berlin D = München

F = Stuttgart

G = Karlsruhe

J = Hamburg Aber wofür stehen die Buchstaben? Offensichtlich NICHT für den Anfangsbuchstaben der Stadt. Denn es heißt ja nicht Garlsruhe. Aber was bedeuten sie dann?


In der Verfassung des Deutschen Kaiserreichs von 1870 wurden die einzelnen deutschen Mitgliedsstaaten aufgeführt, aus denen sich das Kaiserreich zusammensetzte. Hierbei ging man in erster Linie aber nicht alphabetisch vor, sondern nach dem Rang der einzelnen deutschen Länder. An erster Stelle standen die Königreiche und innerhalb der Königreiche wiederum an erster Stelle Preußen, das ja auch den Kaiser stellte. Daher bekamen die damals in Preußen liegenden Münzprägestätten die ersten Buchstaben des Alphabets zugeteilt:


A = Berlin (B = Hannover)

(C = Frankfurt)


Die Münzen in Hannover und Frankfurt wurden jedoch bald geschlossen (1878 + 1880), wehalb die Buchstaben B und C auf den heutigen Euromünzen nicht mehr zu finden sind.


Es folgten die weiteren Königreiche, ab jetzt alphabetisch:


D = München (Königreich Bayern)

(E = Dresden (Königreich Sachsen))

F = Stuttgart (Königreich Württemberg)


Die Dresdner Münze wurde schon 1887 nach Muldenhütten verlegt, ca. 33 km von Dresden entfernt. Dort bestand sie bis 1953. Danach verschwand der Buchstabe E.


Als nächstes wurden in der Verfassung von 1871 die Großherzogtümer aufgeführt. Und dazu gehört u.a. Baden. Also:


G = Karlsruhe (Großherzogtum Baden)

(H = Darmstadt (Großherzogtum Hessen) - 1883 geschlossen)


Es folgten in der Aufzählung weitere Herzog- und Fürstentümer und ganz zum Schluss die Stadtstaaten, wie z.B. Hamburg. Daher:


J = Hamburg


EIN Buchstabe fehlt allerdings zwischen A - J. Es ist der Buchstabe I. Man war damals der Auffassung, dass sich die beiden Buchstaben I und J zu sehr ähneln, weshalb auf die Vergabe des I verzichtet wurde, zumal dieses als einfacher Strich missinterpretiert werden konnte.


Ähnlich wie heute beim Euro war bei den größeren Münzwerten (2 - 20 Mark) eine Seite als spezielle Länderseite gestaltet. Auf dieser Seite befand sich der Kopf des Landesherren, in Baden also der Kopf von Friedrich I. Die andere Seite war in allen deutschen Reichsländern einheitlich mit dem Reichsadler geschmückt. Die kleineren Münzen (1 Pf - 1 Mark) waren im Gegensatz zur heutigen Eurowährung allerdings in allen deutschen Ländern komplett identisch.


Anders als bei der Bargeldeinführung des Euros am 1.1.2002 war die Einführung der Mark 1871 jedoch nicht von langer Hand geplant. Schließlich musste ja erst einmal ein Krieg gegen Frankreich gewonnen und die Reichsinheit vollzogen werden. So prägte man in den ersten Jahren (1871 und in KA ab 1872) zunächst nur 20 und 10 Markstücke aus Gold, die zudem erst 1873 in Umlauf kamen, währed gleichzeitig jahrelang die alten Münzen (in Süddeutschland waren es Gulden und Kreuzer) parallel zur neuen Mark weiter kursierten. Erst 1876, also fünf Jahre nach der Rechsgründung, wurde die Mark einziges gesetzliches Zahlungsmittel. Mit einer Ausnahme: Der Vereinstaler! Der Vereinstaler war eine gemeinsame Münze des Deutschen Zollvereins, der den Handel in Zeiten der deutschen Kleinstaaterei im 19. Jahrhundert, also noch vor der Kaiserzeit, vereinfachen sollte und seit 1857 geprägt wurde.

Da die Münze sehr beliebt war, wies man ihr im Kaiserreich einen Wert von 3 Mark zu und lies sie bis 1907 einfach weiter in Umlauf. Erst 1908 wurde sie ersetzt. Und zwar konsequenter Weise durch ein 3-Mark-Stück, auch wenn dieses so gar nicht in das Dezimalsystem der neuen Mark-Währung passte. Im Volksmund wurde das neue 3-Mark-Stück weiterhin einfach nur Taler genannt.

Und die 3-Mark-Stückelung überlebte sogar das Kaiserreich. Bis Ende der Weimarer Republik existierten 3-Mark-Stücke. Hier der Beweis:


Frage des Tages: Die ersten deutschen und französischen Euro-Münzen unterscheiden sich hinsichtlich der eingeprägten Jahreszahl: Während in Deutschland keine Münze eine Jahreszahl früher als 2002 aufweist, finden sich französische Euromünzen mit der Jahreszahl 1999, obwohl zu dieser Zeit noch gar keine Euromünzen in Europa in Umlauf waren. Wie kommt das?


a) In Frankreich findet sich das Jahr der tatsächlichen Prägung auf der Münze, in Deutschland das der ersten tatsächlichen Ausgabe.

b) Der Euro wurde als Buchgeld bereits 1999 eingeführt. In Erinnerung daran wurden in Frankreich die ersten Münzen mit der Jahreszahl 1999 versehen.





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