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AutorenbildGeorg Hertweck

Höhen und Tiefen einer Stadt


Den heutigen Beitrag wollen wir mal mit einer richtigen „Sauerei“ beginnen und die Leser vor die Frage stellen, ob das nun der Tiefstand unseres Blogs werden könnte. Nein, keine Sorge, es bleibt jugendfrei, aber was das Borstenvieh betrifft, führt uns dieses schnurstracks zum Höhepunkt – und zwar des Karlsruher Stadtgebiets. Eine Rotte Wildschweine hat das exclusive Privileg, diesen Punkt auf 322 Metern über Meereshöhe betreten zu dürfen, denn er liegt in ihrem Gehege oberhalb des Stadtteiles Grünwettersbach. Weil das aber in der Geschichte Karlsruhes nicht immer so war, wollen wir uns auf eine kleine Spurensuche nach den verschiedenen Höhepunkten der Stadt machen.

Ist das der Höhepunkt? Nun ja, der geografisch höchste Punkt der Stadt Karlsruhe im Wildschweingehege bei Grünwettersbach präsentiert sich zugegebenermaßen wenig spektakulär. Aber dafür lohnt sich aber die Aussicht in die Rheinebene.


Als Karlsruhe 1715 gegründet wurde, fiel es schwer, einen geographischen Höhepunkt auszumachen. Das kleine Stadtgebiet lag auf 114 Metern über dem Meer und war flach wie eine Bratpfanne, so dass der Schlossturm mit seinen 51 Metern alles andere locker überragte. Zunächst blieb es erst einmal eine ganze Weile so, ehe die Stadtväter auf die Idee kamen, der etwas eintönigen Topographie abzuhelfen. Was macht man also, wenn man keinen Berg hat? Man baut sich einen. Kinofans werden sich vielleicht noch an den Hugh-Grant-Film mit dem skurrilen Titel „Der Engländer der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam“ erinnern. So ähnlich war es in Karlsruhe, als 1893 die höchste Erhebung im Stadtgebiet plötzlich 154 Meter betrug. Das lag an der Entstehung des Lauterbergs im Stadtgarten, dessen künstlichen Ursprung man heute kaum noch erkennt. Anlass für den Bau war aber weniger das Streben nach mehr Höhe, sondern die Verbesserung der Wasserversorgung. Auf der Spitze des Lauterbergs wurde ein Hochbehälter installiert, der bis 1967 in Betrieb war und heute als Fundament des Aussichtstürmchens dient.

Mit 154 Metern war der Lauterberg zeitweise die höchste Erhebung des Karlsruher Stadtgebiets. Er ist aber kein natürlicher Berg, sondern wurde als Fundament für einen Wasserhochbehälter extra aufgeschüttet.


Die weitere „Erhöhung“ des Karlsruher Stadtgebiets erfolgte dann nicht mehr mit Baumaschinen, sondern mit zwei Verwaltungsakten. Zuerst kam 1938 auf Geheiß der NS-Machthaber die Gemarkung Durlach dazu und damit der Turmberg mit 256 Metern. Zum bis heute gültigen Höchststand verhalf schließlich 1975 die Eingemeindung der Bergdörfer um Grünwettersbach, womit wir wieder beim Wildschweingehege auf 322 m angekommen sind.

Übersicht der verschiedenen Eingemeindungen in der Karlsruher Stadtgeschichte. Die beiden heutigen geographischen Extrempunkte sind mit "+" und "-" markiert


Damit wäre also die Frage nach dem geographisch höchsten Punkt geklärt, aber wie sieht es mit den Bauwerken aus, ragen diese vielleicht noch weiter in den Himmel? Ja, ganz eindeutig. Schon der Lauterberg wurde 1901 vom Turm der St.-Bernhardus-Kirche am Durlacher Tor um 78 Meter übertroffen. Damit überragt der knapp 88 Meter hohe Kirchturm sogar das höchste Hochhaus der Fächerstadt., denn das 1962 fertiggestellte Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt am Weinbrennerplatz schafft es „nur“ auf 82 Meter. Spannt man allerdings den Begriff „Bauwerk“ etwas weiter, dann ist der Schornstein des Rheinhafen-Dampfkraftwerks absolute Spitze. Stolze 233 Meter erhebt er sich seit 1985 in die Lüfte. Aber jetzt kommt die spannende Frage: Reicht das für den absoluten Höhepunkt? Nein, nicht ganz. Diese Ehre kommt dem Funkturm Grünwettersbach zu. Wenn man natürliche und künstliche Höhe addiert, lautet das eindeutige Ergebnis:

Rheinhafen-Kraftwerk: 100 + 233 = 333 Meter

Funkturm Wettersbach: 316 + 144 = 460 Meter


Die beiden höchsten Gebäude Karlsruhes sind die Bernharduskirche am Durlacher Tor und das Hochhaus der Landesversicherunganstalt am Weinbrennerplatz


Der Schornstein des Rheinhafen-Dampfkraftwerks ist mit 233 Metern das höchste Bauwerk


Er überragt alle: Der Funkturm bei Grünwettersbach


Nach so vielen Höhen steigen wir zum Schluss noch in die Niederungen unserer Stadt hinab. Da geht es weitaus weniger spektakulär zu, die verschiedenen geographischen Tiefpunkte fielen und fallen kaum auf. Bei der Stadtgründung war der tiefste Punkt dort, wo der Landgraben die Gemarkung verließ. Mit der Eingemeindung Mühlburgs erwarb Karlsruhe dann erstmals Territorium in der Rheinniederung, die rund zehn Meter tiefer liegt als das Stadtgebiet. Folgt man der Logik, dass der niedrigste Punkt dort ist, wohin das Wasser fließt, dann muss man heutzutage zum Bodensee radeln. Der liegt näher als die meisten vermuten, gleich hinter den Raffinerien beim Ölhafen gibt es einen Altrheinarm mit diesem Namen. Jenseits des Bodensees mündet die Alb in den Rhein und das praktischerweise dort, wo auch die Gemarkung Karlsruhe endet: Also setzen wir hier mal den Tiefpunkt, der sich ziemlich genau auf der 100-Meter-Marke befindet und seit der Eingemeindung von Knielingen 1935 zu Karlsruhe gehört.

Der Tiefpunkt Karlsruhes. Von rechts mündet die Alb in den Rhein, jenseits der Alb beginnt die Gemarkung Eggenstein


Schwieriger wird dagegen die Lokalisierung des tiefsten mit technischen Hilfsmitteln erreichten Punktes, denn was unter dem Boden verbaut wurde, sieht man eher nicht, ganz im Gegensatz zu Hochhäusern und Türmen. Außerdem wäre ein massives und weit in den Boden hineinragendes Fundament auch selten begehbar. Wohin der Normalbürger künftig aber ganz ohne Probleme gelangen kann, ist die unterirdische Haltestelle am Ettlinger Tor. Weil die U-Strab dort den Autotunnel der Kriegsstraße noch unterfahren muss, liegen die Bahnsteige etwas tiefer als an den anderen Haltestellen. 14 Meter geht es hier nach unten. An dieser Stelle könnte jetzt der Beitrag so schön mit der Verleihung des absoluten Tiefpunkts enden, aber leider reicht es nicht ganz. Wir erinnern uns, das Stadtgebiet ist auf Höhe 114, minus 14 Meter gibt 100. Das ist genau die Höhe der Albmündung und somit verbleiben wir mit einem gerechten Unentschieden zwischen Natur und Technik.

Die neue Karlsruher Unterwelt: An der U-Strab-Haltestelle Ettlinger Tor können die Fahrgäste künftig mehr als 14 Meter unter der Erde sich aufhalten


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Nach so vielen Zahlen suchen wir bei der heutigen Rätselfrage nach einem Namen;

Dass Daxlanden und Knielingen große Teile ihrer Gemarkung in der Rheinniederung hatten, ist keine große Überraschung. Aber eine ehemals selbständige Gemeinde, von der man es eigentlich nicht annehmen würde, besaß ebenfalls Gelände im Tiefgestade. Welche?

a) Rintheim

b) Bulach

c) Rüppurr

d) Hagsfeld

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